Vaiṣṇava

Meine ersten Schritte in der Welt Indiens tat ich im Umkreis der Hare Krishna Bewegung. Also in einer Tradition der bengalischen Vaiṣṇavas. Der Begründer der bengalischen Vaiṣṇavas war Chaitanya Mahāprabhu Chaitanya war ein Mystiker und hinduistischer Ekstatiker aus Bengalen, Indien.

Im 16. Jahrhundert begründete er die Gaudiya-Vaiṣṇava-Schule, eine vishnuitische Lehre, welche die Verehrung des göttlichen Paares Radha-Krishna sowie das Singen und Rezitieren ihrer Namen ins Zentrum der Verehrung stellt. Chaitanya begann jedoch in Navadvipa als Logiker. Er war an der dortigen Schule für Logik ein Gelehrter, der regelmäßig Vorlesungen hielt, und im Laufe der Zeit verschiedene logische Debatten und Streitgespräche gewann. Man sagte damals, dass er der Unbesiegbare ist, weil ihn niemals jemand in diesen Debatten geschlagen hat.

Nachdem Chaitanya Mahāprabhu diese Welt verlassen hatte, gab es sechs bedeutende Schüler, nämlich die sechs Gosvamis, welche seine Lehren systematisierten und schriftlich fixierten.

In der Linie der sechs Gosvamis standen folgende Meister:

Śrīla
Bhaktivinoda Thakura
Śrīla
Gaura Kishora Das Babaji
Śrīla
Bhaktisiddhanta Sarasvati

Bhaktivinoda Thakura war Richter am bengalischen Gerichthof. Er war ein sehr logischer und rationaler Mensch und zugleich tief eingetaucht in die Geheimnisse und Spiele Shri Krishnas. Ein Mensch voller Hingabe und Liebe. Aber auch ein harter und harscher Schreiber, wenn es darum ging, die - nach seiner Meinung - falschen Lehren der Mayavadis, also der Anhänger von Shankaras Nondualismus zu bekämpfen. Wie alle Vaishnavas war auch Bhaktivinoda ein Denker, der dem Dualismus anhing, welchen er von Ramanuja und viel mehr noch von Madhva übernommen hat.
Seinen Sohn, Bhaktisiddhanta Sarasvati übergab er der Obhut des Gaura Kishora Das Babaji. Gaura Kishora lebte am Rande der Gesellschaft. Er lebte alleine und gab sich voll und ganz dem heiligen Namen Krishnas hin. Ihm reichte es, den Namen für viele Stunden am Tag zu rezitieren. Mehr brauchte er nicht. Frei von jeder Tradition, als reiner Vaishnava-Saddhu und Baba war Gaura Kishora der beste Lehrer. Einfachheit, Bescheidenheit, frei von allen Anhaftungen und die vollkommene Ergebenheit gegenüber dem heiligen Namen Krishnas waren die Werte, die Bhaktisiddhanta Sarasvati von Babaji lernte. Auf der anderen Seite war Bhaktisiddhanta Sarasvati ein Brahmane, ein Gelehrter, ein Philosoph und Weiser. Diese Eigenschaften lernte er von seinem Vater, Bhaktivinoda Thakura. Durch die Schulung dieser beiden Lehrer wurde aus Bhaktisiddhanta Sarasvati in der Tat der Löwe, der Große unter den Vaishnavas. Ähnlich wie es Shankara einst getan hatte, organisierte er die bengalischen Viashnavas und gründete die Gaudiya Matha, welche heute noch besteht. Und auch in den verschiedenen Zweigen der Gaudiya Matha lebt der Geist Bhaktisiddhantas noch heute. er ist das vereinende Glied aller bengalischen Vaishnavas.
Drei bedeutende Schüler Bhaktisiddhantas haben in meinem Leben viel bewirkt:

Śrīla
Bhakti Rakshak Sridhar Dev-Goswami
Śrīla
Bhaktivedanta Svami Prabhupada
Śrīla
Narayana Maharaja

Einer der Schüler von Shrila Bhaktivedanta Svami Prabhupada war es schließlich, der mich in die Tradition der Gaudiya-Vaishnavas einweihte. Um diesen Schüler, der nach dem Tod seines Lehrers selbst einweihender spiritueller Meister wurde, gab es vor einigen Jahren einen ziemlichen Tumult, weil er - so wurde es offiziell bezeichnet - seine Prinzipien vergaß, den Stand des zölibatären Mönches (= Sannyasin) aufgab und heiratete. Als er von ISKCON ausschied, nahm er vor allem in Rußland viele Tempel und Gemeinschaften mit sich. Mittlerweile lebt er ein Leben, das er leben möchte, und nicht ein Leben, das ihm quasi aufgedrängt wurde. Frei nach der Bhagavad-Gita: "Es ist besser seine eigenen Pflichten schlecht zu erfüllen, als andere, uneigene Pflichten gut zu erfüllen."

Einen schönen Überblick über die große Familie der bangalischen Vaishnavas kann man hier bekommen.

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